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Weißdorn
In vielen Ländern gab es volksmedizinische Anwendungen für Weißdorn, z.B. in Böhmen gegen Nierensand und Lungenerkrankungen, in China als Mittel gegen Durchfall. Mit dem harten Holz wurden Spielzeug, Werkzeugstiele und Spazierstöcke hergestellt. Die Früchte hat man auch zu alkoholischen Getränken verarbeitet.
Seit dem 19. Jahrhundert kristallisierte sich immer mehr der beruhigende Einfluss auf das Nerven- und Kreislaufsystem sowie das Herz als Hauptwirkung des Weißdorns heraus.
Wissenschaftlicher Name: Crataegus laevigata (Poiret) DC.
Charakteristik
Der Weißdorn stammt aus Bulgarien, Rumänien, Polen, Ungarn und China. Die Ernte der Blüten und Blätter erfolgt aus Wildbeständen. Die besten Trocknungsergebnisse erzielt man bei Raumtemperatur.
Medizinisch verwendet werden Weißdornblüten, Weißdornblätter, Weißdornfrüchte und Mischungen aus den genannten Pflanzenteilen.
Anwendungsbereiche
Innere Anwendung: bei leichter Herzinsuffizienz (NYHA II), „Altersherz“, chronischem Cor pulmonale und leichten Formen verlangsamten Herzschlags
Dosierung
Einzeldosis: 1 g Droge mehrmals täglich.
Wirkung und Nebenwirkungen
Die wirksamen Inhaltsstoffe sind Flavonoide. Sie erweitern die Gefäße und steigern so den Durchfluss der Herzkranzgefäße, wodurch der Herzmuskel besser durchblutet wird. Die Droge steigert die Kontraktionsfähigkeit des Herzmuskels, beeinflusst die Frequenz der Herztätigkeit und erhöht die Toleranz auf Sauerstoffmangel.
Die Wirksamkeit von Weißdornblättern mit Blüten wurde in mehreren Placebo-kontrollierten Studien an über 650 Patienten untersucht. Die Patienten litten an Herzinsuffizienz NYHA I-II, die Behandlungen erstreckten sich über Zeiträume von 8-12 Wochen. Der Weißdorn war dem Placebo statistisch signifikant überlegen in der Besserung der Beschwerden. Im Vergleich mit einem chemisch-synthetischen Medikament zur Behandlung von leichter bis mittelschwerer Herzinsuffizienz zeigte sich, dass Weißdorn-Extrakte diesem therapeutisch gleichwertig sind.
In offenen Studien an insgesamt über 5000 Patienten, die unter Herzinsuffizienz nach NYHA-Klasse I-II litten, waren die untersuchten Weißdornextrakte ebenfalls sehr wirksam und reduzierten die Krankheitssymptome um durchschnittlich über 60 %.
Weißdorn soll ferner Knorpelschäden in Gelenken verhindern, antioxidativ und gegen Entzündungen wirken und möglicherweise den Blutcholesterolspiegel senken und die Kapillarwände stärken.
Anwendung in Lebensmitteln
Die Früchte werden auch heute noch zur Herstellung von alkoholischen Getränken, Konfitüren und Gelees verwendet. Die phytopharmakologischen Eigenschaften der Pflanze machen sie zu einer wertvollen Komponente diätetischer Produkte besonders für Konsumenten mit milder Herzinsuffizienz, Herzgefäßproblemen oder Altersherz.
Thomas Brendler, Joerg Gruenwald, Christof Jaenicke ; Bildrechte: angieconscious/pixelio.de